Wenn Feinstaub und Smog unser Leben in den Städten oder auf dem Land bestimmen und die Gesundheit von Millionen von Menschen gefährden. Je alltäglicher dieser Zustand ist, desto mehr werden Regionen mit besonders guter Luft zu Sehnsuchtsorten. Daher haben wir uns auf die Suche gemacht und werfen einen Blick auf einzigartige Orte, an denen man sorgenfrei tief durchatmen kann.
Hinter diesem Haus kommt ganz lange nichts. Was wie die Übertreibung eines erschöpften Wanderers klingt, ist hier Realität. Die hügelige Landschaft ist weit, rau und irgendwie unwirklich. Die Luft riecht natürlich rein und nach frischer See. Endlich wieder tief durchatmen – besonders für Großstadtbewohner und Heuschnupfengeplagte ist dies heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr.
Die saubere Luft ist besonders typisch für Island. Auf der dünn besiedelten Insel leben nur etwas mehr als 3 Einwohner pro Quadratkilometer – zum Vergleich: in Deutschland sind es 230. Fischfang und Schafzucht prägen auch heute noch die Wirtschaft des Landes, Industrieanlagen gibt es nur wenige. Dies führt dazu, dass auf der Insel kaum industrielle Feinstäube, Dieselruß oder Verbrennungspartikel in die Luft gelangen.
Auf Island sind auch vergleichsweise wenige Pollen in der Luft zu finden. Denn es gibt kaum Bäume, vielfach bedecken nur Moose und Flechten den Boden, und Gräser blühen über einen relativ kurzen Zeitraum. Für Menschen, die vom Smog der Metropolen oder einer Pollenallergie gesundheitlich betroffen sind, hebt die reine Luft das Wohlbefinden und die Lebensqualität deutlich. Nicht weiter verwunderlich, dass der Ärzteverband Deutscher Allergologen das Land auch als ideales Reiseziel für Allergiker empfiehlt.
Quelle: Ärzteverband Deutscher Allergologen
Im Juli, wenn auf der Südhalbkugel tiefer Winter herrscht, fallen die Temperaturen auf dem Hochplateau Dome Argus nicht selten unter Minus 70 Grad. Selbst dicke Daunenjacken und Fellmützen bieten – tausende Kilometer entfernt von der nächsten Siedlung – kaum Schutz vor der Kälte. Doch vor allem die Temperaturen und Abgeschiedenheit des Ortes machen ihn für Astronomen so ideal. Der Blick auf junge Sterne und Galaxien kurz nach dem Urknall ist hier so gut wie sonst nirgends auf der Erde.
Die sehr kalte und trockene Luft enthält kaum Partikel. Auch Eiskristalle befinden sich aufgrund der minimalen Windbewegungen nahe des Südpols kaum in der Luft. Dieselruß, Pollen oder andere Teilchen würden das Sternenlicht auf dem Weg durch die Atmosphäre brechen. Für Astronomen gilt daher: Je weniger Partikel in der Luft sind, desto schärfer und qualitativ hochwertiger wird die Aufnahme des Nachthimmels.
Die Luft in der Antarktis befindet sich durch die Abwesenheit von Feinstäuben wie in einer Art vorindustriellem Zustand. Verantwortlich dafür sind starke Westwinde, die als „Roaring Forties“, „Furious Fifties“ und „Screaming Sixties“ bezeichnet werden und zwischen dem 40. und 70. Breitengrad wehen. Diese Winde bilden einen natürlichen Schutzschild um das ewige Eis und halten Partikel aus niedrigeren Breiten ab. Kurz: Neben wenigen Eiskristallen und Meersalzpartikeln enthält die Luft kaum Teilchen und ist einzigartig klar.
Kanada: Hier treffen malerische Seenlandschaften, schroffe Gebirgsketten und wilde Tundra aufeinander. Der Großteil der Wälder sind noch Urwälder und vom Menschen unberührt. Die Luft ist im gesamten Land überdurchschnittlich sauber. So verkauft ein Startup diese von den Rocky Mountains in die ganze Welt. Denn besonders Bewohner aus smoggeplagten Städten verspüren sie, diese Sehnsucht nach reiner Luft, wie sie hier in Kanada noch zu finden ist.
Die kanadische Regierung hat sich dem Schutz der sauberen Luft verschrieben. So soll ab 2030 keine Energie mehr aus Kohle gewonnen werden, da bei der Verbrennung große Mengen an Feinstäuben und Schadstoffen entstehen. Eine gründliche Filtration der industriellen Abluft durch leistungsstarke Filtersysteme soll den nationalen Feinstaubausstoß zusätzlich senken. Und auch in saubere Mobilität investiert das Land: In den kommenden Jahren sollen viele Gelder für den Ausbau einer Ladeinfrastruktur für E-Autos bereitgestellt werden.
Die Luft in Kanada besitzt nicht nur eine subjektiv erfahrbare Qualität. Die Weltgesundheitsorganisation WHO erfasst an zahlreichen Messstationen die weltweite Luftreinheit. Für das PM10-Spektrum sind laut WHO durchschnittliche Werte bis zum Schwellenwert von 20 µg/m3 gesundheitlich unbedenklich. Die Messstation von Powell River – an der Westküste Kanadas – rangiert mit durchschnittlich 7 µg/m3 unter den Orten mit den niedrigsten Partikelmengen weltweit.
Powell River (Kanada) | 7 |
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Montreal (Kanada) | 16 |
Delhi | 229 |
Heidelberg | 20 |
Kairo | 179 |
Shanghai | 84 |
Weltweit* | 83 |
Nach WHO unbedenklich | 20 |
EU-Grenzwert | 40 |
* Bezogen auf die durchschnittliche Bevölkerung. Das heißt, der Wert der Millionenstadt Delhi wiegt in der Berechnung deutlich schwerer als der Wert einer ländlichen Region.
Quelle: WHO Global Urban Ambient Air Pollution Database 2016
Hier, zwischen den saftig grünen Blättern sitzt er. Der Kakadu starrt mit einer Mischung aus Neugier und Wahnsinn auf die Spiegelreflexkamera. Einmal ist er bereits mit ordentlich Schwung gegen die Linse geflogen. Seitdem sitzt er hier und starrt. Was als nächstes passieren wird, weiß niemand. Lieber noch einmal tief einatmen.
Tasmanien ist nicht nur aufgrund seiner lebendigen und vielfältigen Flora und Fauna bei Fotografen aus der ganzen Welt beliebt. Es ist auch die Luft. Denn sie verändert das Licht und sorgt damit für ganz besondere Fotos. Die Rechnung ist einfach: Je weniger Partikel sich in der Luft befinden, desto klarer und brillanter werden die Aufnahmen. Partikel wie Dieselruß oder Pilzsporen brechen das Licht und ein diffuser Eindruck entsteht auf den Bildern. Vor allem die Kombination aus spektakulären Motiven und perfekten Bedingungen schätzen die Fotografen an der Insel.
Ganz im Westen von Tasmanien, hier wo hinter dem Horizont 15.000 Kilometer Meer warten bevor Patagonien kommt, steht die Messstation Cape Grim. Im Rahmen des UN-Programms „Global Atmosphere Watch“ wird der Insel dank der Cape Grim-Luftwerte die „sauberste Luft der Welt“ attestiert. Das liegt zum Beispiel an den „Roaring Forties“-Westwinden, die über jene 15.000 Kilometer Meer wehen, ehe sie Tasmanien mit viel frischer Luft versorgen. Dass es auf Tasmanien grundsätzlich reine Luft gibt, beweisen weitere Monitoring-Programme wie das World Air Quality Index Projekt und Netz an Luftmessstationen in Tasmanien.
Die Online-Plattform des World Air Quality Index Projekts stellt Werte zu Feinstaub-, Ozon oder Stickoxidgehalt von Stationen weltweit in Echtzeit zur Verfügung.